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Das Lexikon der Berner Schriftstellerinnen
und Schriftsteller

Gilgien, Robert

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Robert Gilgien schrieb fast ausschliesslich unter dem Pseudonym Vetter Hans (* 8.10.1899; † 14.12.1983) Lehrer, Verleger, Chorleiter

Leben

"Die Natur hat Robert Gilgien einen breiten Fächer von Fähigkeiten in die Wiege gelegt, den er Zeit seines Lebens zugunsten seiner Mitmenschen einsetzte. An allem interessiert, liegen die Schwerpunkte seiner Tätigkeiten doch auf pädagogischem, organisatorischem, technischem, literarischem und künstlerischem Gebiet.
In Hilterfingen aufgewachsen, wo sein Vater das Amt des Gemeindeschreibers versah, folgte er den Fussstapfen seiner Mutter und erwarb sich das Lehrerpatent. Jedoch bereits nach acht Jahren aktiven Schuldienstes verliess er die sichere Stellung eines Land-Schulmeisters und wechselte in den Schulbuch-Verlag über, um sich nebenberuflich vermehrt Jugendproblemen widmen zu können. Sein grösstes Anliegen, die Jugend für positive Ziele zu aktivieren zum Wohle benachteiligter Mitbürger war gerade vor und während der grossen Arbeitslosigkeit in den Dreissiger-Jahren hochaktuell. Dabei ging es ihm im wesentlichen darum, Wege zu zeigen, wie akzeptable Lösungen erarbeitet werden können, um die viele Not, die damals in der Schweiz zu finden war, wenigstens ein bisschen lindern zu können.

Als einer der ersten Radioamateure der Schweiz, der für die Verbreitung des Radios ernsthaft eintrat und daher zum Studio Bern enge Kontakte pflegte, ergab es sich fast von selbst, dass Robert Gilgien für die Realisierung seiner ideellen Ziele das damals neue Medium Radio einsetzte. Unter dem Pseudonym Vetter Hans gestaltete er periodisch Sendungen für Jugendliche, aus welchen vor 50 Jahren die Vereinigung der Schweizer Radiokameraden hervorging, die zu seinem eigentlichen Lebenswerk wurden. Sein Glaube an den guten Kern der Jugend und seine Gabe, die eigene Begeisterung für eine als richtig erkannte Sache auf Jugendliche und jung gebliebene Aeltere zu übertragen, haben es möglich gemacht, dass unter seiner kundigen Führung bis in die heutige Zeit in mehreren armen Berggebieten eine Vielzahl von Werken entstand, wie zum Beispiel die Elektrizitäts- und Wasserversorgung auf dem Urnerboden, um nur eines zu nennen. Der Grossteil der benötigten finanziellen Mittel wurde durch Aktionen der Radiokameraden selbst aufgebracht.

Sein im eigenen Verlag herausgegebener Kalender Wir jungen Schweizer, der Jugendlichen Gelegenheit bot, sich zu ihren Problemen zu äussern, erfreute sich während vierzig Jahren grosser Beliebtheit, ebenso seine Vorträge und Filmvorführungen an vielen Schulen der Deutschschweiz, wo er über Freizeitgestaltung sprach. Dass er sich sein Interesse an der Jugend und deren Problemen ins Alter bewahrt hat, beweist die Tatsache, dass man ihn beim Bau und der Führung des Jugendhauses Thun zugezogen hat. Als passionierter Bergsteiger hat er in jungen Jahren gar manchen Gipfel erklommen und seine Eindrücke in einem Prosa-Bändchen Berge rufen herausgegeben.

Der Musik, insbesondere dem Lied war Robert Gilgien von jeher zugetan. Mit seinen beiden Chören, dem Gemischten Chor Lerchenfeld und dem Wirtechor Thun brachte er viele seiner eigenen Liedkompositionen und Theaterstücke zur Aufführung." (Heinz Gilgien, Sohn, 10.03.2012)

Literatur

  • Horat, Erwin: Die Radiokameraden im Bisisthal, Sonderdruck aus Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Schwyz, Heft 88, S. 59-66, 1996

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