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und Schriftsteller

Günter, Emil

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Emil Günter (* 12.9.1853 Thörigen; † 10.7.1927 Burgdorf) Burgdorfer Mundartschriftsteller

Leben

„Mit einer entschlossenen Wendung zur einheimischen Mundart und einem stets wachen Spürsinn für das Volkstümliche des sprachlichen Ausdrucks erwarb sich Emil Günter die Gunst eines grossen Lesepublikums. Heute noch leben seine Gschichtli und Sprüche kräftig weiter – und wäre es bloss auf einer Geschirrplatte oder in einem alten Kalender:

Mir wei a d Lüderechilbi gah
No eis echly ga tanze.
Uf's Jahr sy mir de Frou u Ma
U de hört's uf – das Schwanze.

Es gehörte zu Günters Lieblingsbeschäftigungen, typische Mundartausdrücke und Redewendungen zu sammeln. Wie Emanuel Friedli, Simon Gfeller, Otto von Greyerz und Rudolf von Tavel schaute er den Leuten aufs Maul, nahm ihre Sprache und deren Schattierungen ernst; seine Formkraft half mit, dem Bärndütsch zu Beginn dieses Jahrhunderts den dichterischen Rang zu verleihen, der ihm heute zukommt.

Wer war Emil Günter? Er entstammte einer Notarsfamilie in Thörigen. Nach dem Besuch der Sekundarschule Herzogenbuchsee bildete er sich zum Kaufmann aus; als Handlungsreisender einer Langenthaler Käsefirma 'lernte er die Welt kennen' (wenigstens Deutschland und Österreich). In den 80er Jahren gründete Emil Günter in Burgdorf ein eigenes Geschäft. Bald übertrug man hier dem angriffigen, volksverbundenen neuen Mitbürger öffentliche Ämter: er wurde Gemeinderat, Feuerwehrkommandant, Grossrat. (...)

Den lebhaftesten – einen dauernden – Widerhall fanden s Järbsyte-Peters Gschichtli vom alte Napolion u vom Chrajebüel, ufgschribe vom Emil Günter. (...)

Günters Sprache ist ungemein anschaulich, von der bildhaften Ausdruckskraft einer noch kaum angekränkelten berndeutschen Mundart. Viele seiner Wendungen gehören leider schon zum toten Sprachmaterial, das die jüngere Generation nur noch mit Hilfe des Wörterbuches der schweizerdeutschen Sprache ('Idiotikon') in seiner genauen Beeutung erfassen kann.“ (Hans Sommer: Volk und Dichtung der Region Burgdorf, Francke 1973, S. 315-317)

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