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Das Lexikon der Berner Schriftstellerinnen
und Schriftsteller

Bianchi, Maya

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Maya Bianchi (* 14.5.1962; † 10.4.1993)

Mitglied im Berner Schriftstellerinnen und Schriftsteller Verein (BSV).

Leben

"Was lässt sich noch sagen, wenn eine den endgültigen Schritt getan hat, nicht länger leben wollte, keine Zukunft mehr sehen konnte? Wie lässt sich das Unfassbare in Worten ausdrücken? Sie, die anzusprechen wäre, Maya Bianchi ist nicht mehr. Vor vielen Jahren lernte ich Maya Bianchi kennen, sie war damals Redaktorin bei der Zytglogge-Zytig und suchte LiteraturkritikerInnen, die darüber schrieben, wie sie ihre Arbeit verstehen. Sie selber hatte klare Vorstellungen, die sie oft provozierend formulierte. Dass darauf die Antworten ebenso heftig und auch verletzend ausfielen, schien sie immer wieder zu überrraschen. Sie stand schutzlos da, etwas verblüfft und unfähig, sich selber zu schützen.

Maya Bianchi war keine Frau der Kompromisse. Entweder oder, Mann oder Frau, Schreiben oder Studieren - sie tat sich schwer mit den zahlreichen Vielleicht, mit den Lösungen für den Moment. Sie wollte wissen, entscheiden und musste immer wieder erfahren, dass einmal gefasste Entschlüsse ihre Gültigkeit verloren. Dass Zweifeln ihr nicht fremd war, lässt sich vor allem in ihren Gedichten nachlesen. Wir kannten uns lange, begegneten uns immer wieder, arbeiteten im Netzwerk schreibender Frauen auch zusammen. Trotzdem blieb Maya Bianchi mir auf eine seltsame Art fremd, obwohl sie sich in ihren beiden Prosatexten mehr als preisgab. Sie schien eine Glaskugel um sich herum zu haben, undurchlässig, an der zu kratzen ich mich - vielleicht fälschlicherweise - nicht getraute. Zurück bleibt dieses Gefühl, etwas unterlassen zu haben. Und das Wissen, dass es zu spät ist.

Maya Bianchi nahm das Leben ernst, alles - ob 'wichtig' oder 'unwichtig' - stellte sie in Frage, konnte sich nicht damit abfinden, dass so vieles schief läuft und sie angeblich untätig zusehen musste. Nach den Enttäuschungen im Zusammenhang mit ihrem zweiten Buch 'Stichflamme' wandte sie sich ab vom Schreiben, studierte Psychologie. Als Therapeutin wollte sie wirken, wenn das mit dem Schreiben nicht funktionierte. Dass sie sich Zeit lassen könnte, dass nichts definitiv sein müsste, darüber zu reden war schwierig. Und letztlich entschied sie sich für das Endgültige, den Tod." (Liliane Studer : "fehl am platz bin ich überall", 14. Juli 1993, publiziert in FRAZ Nr. 47, 1993)

Auszeichnungen

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