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und Schriftsteller

Fischer-Homberger, Esther

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Esther Fischer-Homberger (* 15. Mai 1940 in Zürich) ist eine Schweizer Psychiaterin und Medizinhistorikerin

Persönlicher Beitrag

Am 15.5.1940 als Tochter von Erika geb. Altherr (Literatur) und Max Homberger (Jurist) geboren. Zwei ältere Schwestern, ein 13 Jahre jüngerer Bruder. Schulen in Zollikon bei Zürich und Basel. Medizinstudium mit Orientierung auf die Psychiatrie. 1967/68 ein Jahr lang Assistentin an der psychiatrischen Universitätsklinik Burghölzli, Zürich unter der Direktion von Manfred Bleuler. Fragen nach der Bedeutung von Diagnosen für die Beziehung zwischen ÄrztInnen und PatientInnen haben mich auf die Frage nach deren Geschichte gebracht. Es folgte eine Assistentinnenzeit am Zürcher Medizinhistorischen Institut unter der Direktion von E.H. Ackerknecht und eine akademische Laufbahn in Medizingeschichte, die mich 1978 nach Bern brachte. Direktion des Medizinhistorischen Instituts und Lehrstuhl für die Geschichte der Medizin. 1984 Ausstieg aus der Akademie zugunsten psychotherapeutischer Tätigkeit. Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie seit 2005.

Geschrieben und gezeichnet habe ich, so lange ich mich erinnern kann, Filme rezensiert seit Studienzeiten. 1965 bis in die frühen 1980er Jahre Ehe mit Kaspar Fischer, Schauspieler und Zeichner. Kinder Paul (1971-1986), Agnes und Ernst (1973). Seit 1984 Partnerschaft mit Marie Luise Könneker, Autorin, mit Kindern Kea (1977) und Till (1981). (Autorenkorrespondenz vom 28.09.2011)

Leben

Esther Fischer-Homberger wuchs in Zollikon und Binningen auf. Nach dem Medizinstudium promovierte sie bei Erwin Heinz Ackerknecht an der Universität Zürich mit der Arbeit Das zirkuläre Irrsein über die Bipolare Störung. Danach arbeitete sie als Assistentin, zunächst ein Jahr unter Manfred Bleuler an der Psychiatrischen Universitätsklinik Burghölzli, anschliessend bis 1973 am Medizinhistorischen Institut Zürich.

In der Arbeit Hysterie und Misogynie – ein Aspekt der Hysteriegeschichte von 1969 weist sie auf den Beziehungsaspekt psychiatrischer Diagnostik hin: die Diagnose „Hysterie“ wurzle in männlicher Misogynie und erfülle eine beschimpfend-entschuldigende Doppelfunktion. Ihre Arbeiten zur Medizingeschichte der Frau (gesammelt in Krankheit Frau) gelten als die frühesten ihrer Art. Auf die körperlichen, psychischen und sozialen Auswirkungen medizinischen Denkens fokussierte sie auch in ihrer Zürcher Habilitationsschrift Die traumatische Neurose und ihrer Monographie Medizin vor Gericht zur Geschichte der Gerichtsmedizin. 1978 wurde sie Professorin für Medizingeschichte und Leiterin des Medizinhistorischen Instituts der Universität Bern. 1984 gab sie die Stelle zugunsten einer psychotherapeutischen Praxis auf. 2005 erlangte sie den Facharzttitel in Psychiatrie und Psychotherapie.

Ausserdem ist Fischer-Homberger interessiert am Medium Film. Während ihrer Studienzeit und später wieder schrieb sie Filmbesprechungen für die Zeitschrift Reformatio (1965-1971 und 1991-1999). 1993 bis 2006 rezensierte sie Filme für die Berner Zeitung BZ.

Werke

  • Das zirkuläre Irresein. Juris, Zürich 1968 (Zürcher medizingeschichtliche Abhandlungen, Neue Reihe, Band 53)
  • Hypochondrie. Melancholie bis Neurose: Krankheiten und Zustandsbilder. Huber, Bern 1970
  • Die traumatische Neurose. Vom somatischen zum sozialen Leiden. Huber, Bern 1975 (Neuaufl. bei Psychosozial, Giessen 2004)
  • Geschichte der Medizin. Springer, Berlin 1975
  • Krankheit Frau und andere Arbeiten zur Medizingeschichte der Frau. Huber, Bern 1979 (Modifizierte Lizenzausg. mit Untertitel „Zur Geschichte der Einbildungen“ bei Luchterhand: Darmstadt 1984; 2. Aufl. 1988).
  • Medizin vor Gericht. Gerichtsmedizin von der Renaissance bis zur Aufklärung. Huber, Bern 1983 (Gekürzte Lizenzausg. bei Luchterhand: Darmstadt 1988).
  • Götterspeisen, Teufelsküchen, hrsg. mit Marie-Luise Könneker, Luchterhand, Frankfurt am Main 1990
  • Hunger – Herz – Schmerz – Geschlecht. Brüche und Fugen im Bild von Leib und Seele. eFeF, Bern 1997
  • 98 Artikel medizingeschichtlichen Inhalts

Weblinks

Weblinks UB Bern

Quelle